Unter dieser Überschrift hatte der vfsa am 17. Februar nachmittags zu einem Vortrag auf Zoom eingeladen. Im aktuell zweiten Lock-Down schien das Thema einen Nerv zu treffen, denn einundzwanzig interessierte Mitglieder fanden sich „@home“ vor ihren Bildschirmen ein. Unsere stellvertretende Vorsitzende, Dr. Angela Mahnkopf erläuterte im ersten Teil ihres Vortrags die Ergebnisse von ausgewählten neueren empirischen Untersuchungen zu den Auswirkungen der teils einschneidend veränderten Lebensbedingungen auf die psychische Verfassung der Menschen. Die Zahl der Krankmeldungen wegen psychischer Erkrankungen stieg im ersten Lockdown im ersten Halbjahr 2020 um 80% gegenüber dem Vorjahreszeitraum (bei erwachsenen berufstätigen Mitgliedern, Bericht der KKH). Bei den jungen Erwachsenen unter 30 Jahren stieg die aktuelle situative Belastung bundesweit von 56% im März 2020 auf 69% Ende Januar 2021. Bei der Gruppe der Älteren (65-74 Jahre) zeigten sich signifikant weniger Personen belastet als in der Gruppe der Jüngeren. Der Vergleich ihrer Untersuchungsergebnisse von März 2020 mit denen von Ende Januar 2021 zeigte keine Zunahme der situativen Belastung. Ganz aktuell stellt sich die Situation der Kinder und Jugendlichen in einer Befragung im Februar 21 als sehr belastet dar. Zwei Drittel der Befragten beschrieben verminderte Lebensqualität und geringeres psychisches Wohlbefinden, fast jedes 3. Kind litt unter psychischen Auffälligkeiten. Ausführlicher erläuterte Frau Dr. Mahnkopf eine Untersuchung zur psychischen Gesundheit alter Menschen im Alter von 65 bis 91 Jahren, die im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 durchgeführt wurde. Damit ist sie zwar nicht ganz so aktuell, wie die vorher aufgeführten Untersuchungen, dennoch interessant, da sie ein positives Gesamtbild zeichnet. Die Messwerte zur psychosozialen Gesundheit der Gruppe der alten Menschen blieben, verglichen mit einer Stichprobe aus dem Zeitraum vor der Pandemie, erstaunlich stabil. Ältere Menschen verfügen danach über bessere Bewältigungsreserven, um schwierige Situationen durchzustehen. Und sie nutzen Strategien, die ihnen in ihrem bisherigen Leben geholfen haben, ihr Wohlbefinden aufrecht zu erhalten.
Nach dem Überblick über die Lage der verschiedenen Altersgruppen widmete Frau Dr. Mahnkopf den zweiten Teil ihres Vortrags den Herausforderungen unserer aktuellen Lebenssituation und
hilfreichen, lebenspraktischen Strategien gegen das Gefühl oder gar den psychischen Zustand des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit. Sie zeigte auf einem Schaubild, wie sich die
Pandemie-Situation auf die Ebenen der Gedanken, der Gefühle, des Verhaltens und den Körper eines Menschen auswirken. Den Herausforderungen, die zur Belastung führen können, stellte sie
alltagsnahe Tipps und Empfehlungen für das individuelle Handeln gegenüber und ermunterte ihr Auditorium zu gezielter Aktivität. Eine Prämisse liege in den eigenen Gedanken, denn es wird nicht so
bleiben. Des Weiteren wirke eine regelmäßige Tagesstruktur präventiv, gestaltet mit einem Wechsel von Pflichten und angenehmen Aktivitäten, die den eigenen Stärken und Vorlieben entsprechen.
Trotz physischer Distanz wäre es wichtig, täglich soziale Kontakte zu haben, sei es der Plausch am Gartenzaun oder mit Freunden, Bekannten und Familienangehörigen mittels der verschiedenen
Kommunikationsmedien. Auch die täglichen intensiven 30minütigen Bewegungseinheiten gehörten dazu. Mit diesen Empfehlungen und Anregungen schloß Frau Dr. Mahnkopf ihre Ausführungen.
Im Anschluss entstand eine rege Diskussion, die Raum für persönliche Erfahrungen, Beobachtungen und Einschätzungen bot. Die aus den vorgestellten Untersuchungen hervorgegangenen
überraschend positiven Werte für die ältere Generation wurden mit kritischen Anmerkungen im Hinblick auf von Armut betroffene ältere Menschen ergänzt. Die Ergebnisse für die Kinder und
jungen Erwachsene fanden breite nachdenkliche und kritische Aufmerksamkeit und wurden punktuell durch Erfahrungen und Beobachtungen aus dem einen oder anderen persönlichen Umfeld illustriert.
Insgesamt erreichten den vfsa auch im Nachhinein positive Rückmeldungen. Herzlichen Dank an Frau Dr. Mahnkopf für die gelungene Veranstaltung!
Autor: Dagmar Renneke | 28.02.2021
Als im Frühjahr 2020 unser Soziologie Seminar bei Prof. Grymer und Dr. Behrens dem Ende zuging, ermunterten sie uns Themenvorschläge für das Sommer-Semester abzugeben. Gerne erfüllten wir diesen Wunsch, denn zu diesem Zeitpunkt gingen wir selbstverständlich von einem Präsenzseminar aus. Die Teilnehmer*innen, alle Seniorstudierende, waren gespannt auf das neue Programm. Bisher hatten wir schon einige interessante Themen und Problemfelder der Soziologie in den Seminaren der beiden Dozenten kennengelernt und bearbeitet: wir diskutierten über die Globalisierung, über soziale und strukturelle Ungleichheit, Multikulturalismus, Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, analysierten u.a. das Buch von Cornelia Koppetsch „Gesellschaft des Zorns“ und beschäftigten uns mit Texten von Norbert Elias und Joseph Stiglitz. Kurzum die Auswahl der Materialien bildete ein stabiles Fundament für unsere Seminare. Der Seminarplan sah vor, gleich zu Beginn die Referate zu verteilen, (die Übernahme geschah auf freiwilliger Basis, in der Regel mussten 30-40 Seiten bearbeitet werden).
Nach jedem Referat (ca. 30 Minuten, je nach Thema auch länger), erfolgte eine lebhafte, oft kontroverse Diskussion. Immer fachkundig begleitet von Professor Grymer und Dr. Behrens. Mir schien es wichtig zu sein über die eigene Sichtweise zu reflektieren, um sie ggf. infrage stellen zu können. Voller Neugierde freute ich mich auf jede Unterrichtsstunde. Und war überzeugt, den anderen Seniorstudenten ging es ebenso. Alle schienen hochmotiviert zu sein. Nach dem Unterricht gab es ein festes „Ritual“: ein Besuch in der „Kneipe“. In gemütlicher Atmosphäre blieb genügend Zeit für ein leckeres Mittagessen, einen Cappuccino und nicht zuletzt für einen geselligen Plausch. Jedes Mal bildete das Zusammensein mit der Gruppe einen schönen Abschluss.
Das Thema des Sommersemesters hieß: „Das Ende der Illusionen. Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne“. Das Buch von Andreas Reckwitz bildete die Grundlage für das
Seminar. In den Medien vielfach positiv rezensiert, erregte es viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Es soll auch auf Angela Merkels Nachttisch gelegen haben. Doch Corona veränderte dann
alles, das Präsenzseminar konnte nicht stattfinden. Was tun? Wir entschieden uns, über „ZOOM“ ein Meeting zu organisieren. Einige Seniorstudierende beteiligten sich leider nicht,
vermutlich wegen technischer Schwierigkeiten. Gisela Baumann-Wagner, unsere Kommilitonin, richtete das Meeting für uns ein und erinnerte in der ersten Zeit zuverlässig an das jeweilige Treffen.
Wir gingen genauso vor, wie im Präsenzseminar: lasen die Texte, übernahmen ein Referat und diskutierten danach. Die anfänglichen technischen Probleme überwanden wir schnell und lernten, dass
unsere Kommunikation eine gewisse Disziplin verlangte. Als positiv empfanden wir es, dass Dr. Behrens die Leitung des Meetings übernahm. Auch Frau Schrettenbrunner war im Sommersemester einige
Male dabei.
Bis heute findet ein lebendiger Informationsaustausch in unserer Gruppe statt. So werden interessante Artikel, die aktuell unser Thema betreffen, gleich per Mail weitergeleitet.
Bedauerlicherweise hatte sich die Situation auch im Wintersemester 2020/21 nicht verbessert. Die Uni blieb weiterhin für uns verschlossen. Wir ließen uns nicht entmutigen, machten weiter wie
bisher. Das Thema hieß diesmal: „Epochenwende“ Wir bearbeiteten drei Bücher: Hans-Joachim Maaz: „Das gespaltene Land“, Joseph Stiglitz : „Preis der Ungleichheit“ und Meinhardt
Miegel: „Epochenwende, Gewinnt der Westen die Zukunft?“. Das Wintersemester-Semester ist nun bald beendet und unsere Meetings auch.
Fazit: Trotz aller Einschränkungen haben wir es geschafft, dass Programm des Seminars wie vorgesehen, konsequent durchzuführen. Darauf sind wir sehr stolz. Es war uns wichtig, den Kontakt
untereinander nicht zu verlieren. Wir haben in den Monaten der Pandemie sehr gut zusammengearbeitet und uns gegenseitig motiviert. Jetzt schauen wir voller Hoffnung auf das Sommersemester 2021
und auf die Möglichkeit eines Präsenzseminars.
Ulla Harms-Krupp
Das Studium für Ältere dient der selbstständigen Auseinandersetzung mit sozial und geisteswissenschaftlichen Fragen sowie der Reflexion eigener privater wie beruflicher Lebenserfahrungen. Für ihren Einsatz an Motivation, Interesse und Leistung haben die Alters- Studierenden Zugang zu Lehrangeboten aus folgenden Fächern:
Pädagogik / Politikwissenschaft / Soziologie / Psychologie / Geographie / Wirtschaftswissenschaft / Geschichte / Literaturwissenschaft / Philosophie / Katholische Theologie / Evangelische Theologie