Ausflug zur Gartenstadt Margarethenhöhe
In zwei Gruppen wurden wir kompetent und freundlich durch die Anfang des 20. Jahrhunderts als Gartenstadt gegründete Siedlung geführt. Sie galt als Musterbeispiel nicht nur für sozialen Wohnungsbau, sondern zugleich für eine Gartenstadt. Wohnen im Grünen, geprägt von Grünflächen, Bäumen und kleinen Gärten, mit guter Anbindung an städtische Infrastrukturen – das erstaunte und begeisterte uns. Nicht zu vergessen der soziale Aspekt, die eigentliche Intention der Stifterin Margarethe Krupp. Bezahlbaren, qualitativ hochwertigen Wohnraum für Arbeiter und Angestellte sollte die von Georg Metzendorf entworfene Siedlung bieten. Eine Pflichtbesichtigung für Stadtplaner und angehende Architekten wäre empfehlenswert.
Nach der Besichtigung ließen wir uns an den Baldeneysee fahren, um gemütlich mit Sicht auf den See zu speisen und zu plaudern. – Ein gelungener Ausflug!
Helmut Magel
Fotos: Helmut Magel
Mit dem Bus fahren wir von Wuppertal in den Süden von Essen zur Gartenstadt Margarethenhöhe. Sie stellt ein Musterbeispiel für gesundes und bezahlbares Wohnen im Grünen dar. Einem Gesamtkunstwerk gleich vereint die Siedlung, Architektur, Künstlerisches, Soziales und Technisches. Sie gilt als eine der schönsten und gelungensten Gartensiedlungen Deutschlands. Ihren Namen verdankt die Margarethenhöhe ihrer Stifterin Margarethe Krupp, die 1906 die Stiftung für Wohnungsfürsorge gründete. Sie stellte 50 Ha Bauland und weitere 50 Ha Waldland sowie 1 Million Mark für den Bau der Siedlung zur Verfügung. Die Stadt Essen und die Stiftung übertrugen dem Architekten und Stadtplaner, Georg Metzendorf die Durchführung des Projekts. Die Entwicklung seines „Kleinwohnhauses“ hatte in der Fachwelt großes Aufsehen erregt. In 29 Bauabschnitten entstand die "alte Margarethenhöhe", in den 60er bis 80er Jahren, die „Margarethenhöhe II“, mit einer Mischung aus Hochhäusern, Mehrfamilienhäusern und Eigenheimen. Mit dem Waldpark und dem nahegelegenen Grugapark entstand so ein Naherholungsgebiet 1. Ranges.
Der zweistündige Rundgang beginnt am Brückenkopf, dem Entree zur Margarethenhöhe. Hier errichtete Metzendorf das erste Haus der Siedlung. Das Brückenkopf-Ensemble besteht aus einem
Hauptgebäude und zwei einzelnen Gebäuden mit einem großen Torbogen. Viele bekannte Persönlichkeiten u.a. „Kaiser Wilhelm“ schritten hindurch, um die Gartenstadt kennenzulernen. In der ersten
Bauphase entstanden innovative zweigeschossige „Kleinwohnhäuser“ mit kleinen Gärten, erklärt unser Guide. Die Ausstattung mit Zentralheizung, getrennter Küche und Spülküche, sowie eines Bades
war komfortabel und fortschrittlich, revolutionär für die Zeit. Verständlich, dass bei einem derartigen Mammutprojekt, Kosten eine große Rolle spielen. Mit vorgefertigten Bauelementen, nur zwei
Basis-Grundrissen für Häuser und Wohnungen, Senkung der Deckenhöhe von 3 Meter auf 2,60 Meter erreichte Metzendorf u.a. eine Kostenreduzierung. Die Margarethenhöhe war nie eine Arbeitersiedlung,
hören wir. Die Wohnungen und Häuser standen allen Bürgern und Bürgerinnen der Stadt Essen zur Miete offen, kaufen war nicht möglich. Vorgesehen war der Wohnraum laut Stiftungsurkunde für
„Minderbemittelte“. Unter diesem Begriff verstehen wir heute „Armut“, damals hatte das Wort eine andere Bedeutung. Gemeint waren Menschen, die über ein geregeltes Einkommen verfügten und sich
trotzdem kein Wohneigentum leisten konnten. 1913 waren 45 % der Mieter Werksangehörige der Firma Krupp, bei den übrigen Bewohnern handelte es sich um Kommunal-Beschäftigte der Stadt Essen. Der
Gedanke des sozialen Wohnungsbaus unabhängig von der Firmenzugehörigkeit spielte erstmals bei der Planung eine Rolle.
Wir spazieren zur Musterwohnung, die im Erdgeschoss eines Zweifamilienhauses aus dem Jahre 1911 liegt. Sie zeigt den Wohnkomfort der Menschen in der Gründerzeit der Siedlung. Möbel,
Einrichtungsgegenstände, sogar Tapeten sind von Metzendorf entworfen. Sie sind im Original- oder rekonstruiert vorhanden. Zur Finanzierung der Einrichtung bot die Fa. Krupp den Werksangehörigen
Kredite an. Die kombinierte „Druna“ Luftheizungs- und Kochanlage weckt unser besonderes Interesse. Nicht nur gekocht werden konnte auf dem Ofen, er diente auch der Warmwasserbereitung.
Warum sind die Türen farbig unterschiedlich lackiert? werden wir während unseres Rundgangs gefragt. Kinder orientieren sich an Farben und finden dann leichter ihr Zuhause, kommt die prompte
Antwort aus unseren Reihen. Langsam laufen wir durch die kurvigen Straßen und engen Gassen und bewundern die vielen Verzierungen an den Fassaden, die schönen Giebel, Fenster und Türen.
Qualitativ hochwertiges Wohnen im Grünen ist hier perfekt umgesetzt. Gestaltung und Architektur der Siedlung veranschaulichen dies. Jedes
Haus sieht anders aus, betont unser Guide. Der Kleine Markt ist der Mittelpunkt der „Maggi Höhe“, wie sie liebevoll von den Bewohnern genannt wird. An den Markttagen herrscht hier reges Treiben,
erfahren wir. Den seit einiger Zeit ins Leben gerufene Feierabendmarkt nehmen die Bürger sehr gut an. Das schmucke Gasthaus zur Margarethenhöhe mit seinen beeindruckenden Arkaden ist heute ein
Hotel. Dort existiert noch das historische Krupp Zimmer. Es kann für Feiern gemietet- oder während öffentlicher Führungen besichtigt werden. Metzendorf hat es komplett mit Holz vertäfeln
lassen. Gegenüber vom Schatzgräberbrunnen reihen sich Laubenganghäuser wie auf
einer Perlenschnur aufgezogen, aneinander. Architekt und Bildhauer schufen den Brunnen zu Ehren der Stifterin. Der ehemalige Krupp-Konsum, (1913 erbaut), jetzt ein Edeka Laden, fasziniert als
imposantes Gebäude. Zunächst durften nur „Kruppianer“ dort vergünstigt
einkaufen.
Die Infrastruktur verbesserte sich über die Jahre stetig: Die Verkehrsanbindung wurde optimiert, Gastronomie, Schulen, Kindergärten und Kirchen existieren. Lange Zeit gab es eine kleine
Postfiliale und eine Polizeiwache, wo laut Chronik sogar eine „Arrestzelle für Nachtschwärmer“ eingerichtet war. Dass der Unterricht an der 1923 eröffneten Schule an der Waldlehne streng
getrennt nach Konfessionen stattfand, ist der Zeit geschuldet. Unmittelbar neben der Schule etablierte sich der Sport- und Gesundheitsverein: „Tusem“, bekannt wegen seiner Tenniserfolge.
Hochwertige Keramik wurde in der ehemaligen Keramikwerkstatt hergestellt, jetzt noch auf Zeche Zollverein zu kaufen. Etliche Künstler siedelten sich in den 20er und 30er Jahren auf der
Margarethenhöhe an. Im kleinen Atelierhaus lebte der Maler und Graphiker Hermann Kätelhön, der mit Margarethe Krupp befreundet war. Seit 2012 gehört es zum Ruhr Museum und informiert über die
Geschichte der Margarethenhöhe. Leider war es geschlossen. Wir werfen stattdessen einen Blick ins Heimatmuseum der Bürgerschaft.
Bewohner auf der Margarethenhöhe: 7169 (Stand 30.06.2024) Wartezeiten für eine Wohnung: 6 - 36 Monate, für ein Haus 8 - 10 Jahre, Bedingung: mindestens 2 Kinder.
Wir haben eine Stärkung verdient. Der Bus bringt uns zum Baldeneysee, wo wir bei schönstem Wetter in den Südtiroler Stuben speisen und genügend Zeit für Gespräche finden. Fazit: Ein rundherum schöner und gelungener Ausflug
Ulla Harms-Krupp
Literatur: Grütter, Heinrich Theodor, (Hg.), die Gartenstadt Margarethenhöhe. Architektur und Geschichte,
kleine Schriften des Ruhr Museums, Bd. 2, Klartext Verlag, 1. Auflage, Essen, 2014
Fotos: Ulla Harms-Krupp
Wie unser Gehirn (erfolgreich) altert
Fachvortrag von Frau Prof. Nicola Ferdinand am 4. September 2024 in der Citykirche
In ihrem Grußwort hob Frau Professor Buch, Prorektorin für Studium und Lehre der BUW, hervor, dass die Bergische Universität durchaus stolz darauf ist, seit 1987 das Studium für Ältere mit so erfreulicher Resonanz anbieten zu können.
Frau Professor Ferdinand gab dann in ihrem Vortrag zunächst einen kurzen Überblick über die kognitive Entwicklung des Menschen über die Lebensspanne und über biologische Veränderungen des Gehirns
im Alter. Zwar sind einige wenige Faktoren, die mit dem Alterungsprozess des Gehirns zusammenhängen, nur schwer zu beeinflussen; gleichzeitig kann man aber durch individuelle Lebensgestaltung
Alterungsprozessen aktiv vorbeugen. Als Beispiele beschrieb Frau Ferdinand, dass man durch kognitive Beanspruchung über längere Zeiträume bestehende neuronale Netzwerke trainieren und ausbauen
kann und bestätigte, dass sich das Seniorstudium mit all seinen Herausforderungen als günstige Strategie in diesem Sinne erweist, ebenso wie die dabei entstehenden guten emotionalen sozialen
Beziehungen.
Fast 60 Gäste waren zu der vom Zentrum für Weiterbildung und dem vfsa gemeinsam geplanten und organisierten Veranstaltung gekommen und haben angeregt über den
Vortrag und auch das Seniorenstudium diskutiert.
Konkret am Studium Interessierte wurden zur Informationsveranstaltung am 23.09.2024 um 11.30 Uhr eingeladen, die mit einem Rundgang durch die Universität am Haupteingang beginnen wird.
Angela Mahnkopf
Besuch des Werkzeugmuseums in RS-Hasten am 25. Juni
Vom Faustkeil bis zur hochmodernen Industrie gibt es einen Einblick in die Entwicklung von Werkzeugen, der Werkzeugindustrie und des Werkzeughandels vom Beginn bis heute. Seit der Zeit Karls des Großen begann man im Bergischen Land, Eisenerze abzubauen und in einfachen Eisenschmelzöfen zu verhütten. Wasserbetriebene Schmiedekotten und Hämmer in bewaldeten Tälern verarbeiteten wertvolles Eisenerz zu Werkzeugen.
Schließlich verlagerte sich mit den ersten Dampfmaschinen der Produktionsort von den Tälern hinauf auf den Berg: Es entstanden Fabriken und die Industrialisierung nahm ihren Lauf. Remscheider
Werkzeuge galten – und gelten – weltweit als ausgezeichnete Qualitäts-Werkzeuge. Die Bezeichnung "Seestadt auf dem Berg“ für Remscheid legt beredtes Zeugnis dafür ab: Schiffe trugen Remscheider
Produkte in alle Welt. Ob das Waffeleisen zur Zubereitung der Bergischen Waffeln für den gemütlichen Austausch der 15 vfsa-Mitglieder auch Remscheider Produkt war, ist wahrscheinlich, aber nicht
bekannt.
Impressionen zu unserem Ausflug am 20. März 2024
Das Schwebodrom Wuppertal hat nahezu 30 Mitglieder interessiert und zur Teilnahme veranlasst. In zwei aufeinanderfolgenden Gruppen wurde uns das Projekt nahegebracht.
Aufteilung des Projektes in 3 Stationen
Station 1: Projektionswelt
Durch einen Mitarbeiter wurden kurz Ziel und Ablauf erklärt. Die Projektionswelt zeigte Städte im 19. Jahrhundert, ihr Wachstum und den schnellen Wandel der Mobilität. Der Lichtkünstler Gregor
Eisenmann hat dieses sehr beeindruckende Kunstobjekt geschaffen.
Station 2: Die Ausstellung zeigte Exponate und Geschichten seit Start der Schwebebahn, sowohl über den Erfinder Eugen Langen als auch über den Bau mit all seinen
Schwierigkeiten. Als Highlight sahen wir ein neun Meter langes Klemmbaustein-Modell, das einen Bogen spannte über markante Gebäude an der Strecke Werther Brücke bis Stadion am Zoo.
Sehenswert!
Station 3: Die virtuelle Zeitreise ins Jahr 1929, ermöglicht durch ent-sprechende Brillen, wirkte sehr realistisch: von Oberbarmen nach Vohwinkel 13,3 Kilometer
in einem Schwebebahnwagen von 1900 über Wupper und Straße. Im Gespräch mit Tochter und Enkel gab der Fahrer zeitgemäße Erklärungen. Der Fahrer wurde gesprochen von Dietmar Bär, bekannt aus dem
Kölner Tatort. Für in den 50er und 60er Jahren bereits Schwebebahn erfahrene Teilnehmer war es an vielen Stellen der Strecke ein Rückblick in die Kindheit, so wie bei mir persönlich. Das war
nicht mein letzter Besuch.
Fazit: Technisch und emotional sehr gut gemacht. Empfehlenswert!
Im für seine israelischen Spezialitäten bekannten Café Negev gab es abschließend gute Backwaren in einfachem Ambiente und mit vielen anregenden Gesprächen.
Evelyn Königshoff
Fotogalerie: Schwebodrom Wuppertal | S. Staubach, R. Schönneis, H. Engelmann
Bei unserer Führung durch die Zeche Zollern erhielten wir viele Informationen über das Leben der Bergbauarbeiter. Erwähnt wurde auch, dass Frauen damals die Zeche nicht betreten durften. Nur wenn es zu einem Grubenunglück kam, wurde im Eingangsbereich das Tor zum Leichenschauhaus geöffnet, damit sie sich informieren konnten, ob ihr Mann zu den Toten gehörte.
Auf meine Frage, wo in der Ausstellung Frauen sichtbar würden, führte uns die Museumsführerin zu einem kleinen Teilbereich der großen Ausstellung, wo von Frauen die Rede war. Als durch den 1. Weltkrieg die Arbeitskräfte in der Zeche durch den Wehrdienst knapp wurden, mussten sie viele Stunden am Leseband stehen, um die Kohle von Steinen zu trennen. Auch nahmen sie in Lampenstuben und Kokereien die Arbeitsplätze der fehlenden Männer ein. Ihr Lohn war aber geringer.
Zuhause arbeiteten sie für ihre Familie weiter, wuschen, putzten, nähten und kochten. Da das Einkommen niedrig war, kümmerten sie sich als Selbstversorgerinnen um den Garten. Teilweise nahmen sie
gegen geringes Entgelt zusätzlich bei Bauern eine Arbeit an, um ihr Einkommen zu verbessern. Sie trugen wesentlich zu dem Erhalt der Zeche Zollern bei. Durch die Wiederherstellung der
Arbeitskraft ihrer Ehemänner aufgrund guter Ernährung und einem gemütlichen und sauberen Zuhause. Auch durch Geburten und das Aufziehen der Kinder sorgten sie für weitere zukünftige Arbeitskräfte
der Zeche. Diese Reproduktions- und Care-Arbeit wurde nicht entlohnt, war aber von ungeheurer Bedeutung. Damals wie heute.
Diese Frauen haben ein Denkmal verdient. Es war nirgendwo zu sehen …
Beitrag von Ute Kosanetzky
Es war absolut ein voller Erfolg, allein schon, weil überraschend viele der Einladung des vfsa-Vorstands gefolgt sind, vielmehr noch, weil die Anlage uns einen einmaligen und umfassenden Einblick in das Leben der Bergleute geboten hat. Wesentlich dazu beigetragen hat auch der sehr informative Vortrag einer engagierten und vitalen Museumsführerin.
Ich als Mediziner war natürlich besonders beeindruckt vom Ausstellungsbereich über hygienische Probleme und Krankheiten der Bergleute, die heute zum großen Teil als Berufskrankheiten anerkannt sind.
Dazu gehören neben der allen bekannten Lungenstaubkrankheit (Silikose) viel weniger bekannte Krankheiten wie bspw. das Augenzittern (Nystagmus), das wahrscheinlich durch Verunreinigung der Luft mit Methangas verursacht wurde, und die Durchblutungsstörungen der Hände, die als eine Folge anhaltender Arbeit mit dem Bohrhammer angesehen werden (Raynaud-Syndrom), nicht zuletzt auch eine Wurmkrankheit – was mir bislang nicht bekannt war – mit der schwierigen Bezeichnung Ankylostomiasis (deutsch: Hakenwurminfektion). Die Würmer sollen sich, wenn die Parasiten einmal eingeschleppt sind, insbesondere dort entwickeln und ausbreiten, wo Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur hoch sind. Das trifft auf den Untertagebau zu.
Beitrag von Dr. med. Manfred Haug
Fotos: Ute Kosanetzky, Gerd Sieberg, Helmut Magel, Sabine Staubach, Angela Mahnkopf.
Kohle, Stahl und Bier, das ist der Dreiklang, der Dortmund groß gemacht hat. Doch davon ist heute nicht mehr viel zu spüren. Der Strukturwandel hat tiefe Spuren hinterlassen.
Alles begann mit einer massiven Abwärtsentwicklung der Kohleförderung. Ende 1958 gab es bereits die ersten Entlassungen. Billige Importkohle und preisgünstiges Mineralöl veränderten die Strukturen auf dem Energiemarkt. 1987 war dann Schicht im Schacht. Nach über 100 Jahren Kohleförderung wurde im Stadtteil Eving mit „Minister Stein“ die letzte Zeche stillgelegt. Bereits 1963 war die Zeche Fürst Hardenberg geschlossen worden. Das langsame Sterben der Zeche Zollern, heute eines der schönsten Beispiele westfälischer Industriekultur, begann 1965. Hier wurden 1966 die letzten Schächte verfüllt. Im Dezember 2018 schloss das letzte Steinkohlebergwerk im Ruhrgebiet.
So wurden auch staubige Kehlen immer seltener. Was sich nicht zuletzt wohl auch auf den Bierausstoß ausgewirkt haben muss. Zwar erlangten Dortmunds Brauer mit einer eigenen Biersorte, dem
Dortmunder Export, Weltruhm. Doch nach und nach verblasste auch der. War man noch 1970 mit einem jährlichen Bierausstoß von 7,46 Millionen Hektoliter Europas Biermetropole Nummer 1, begann
bereits Mitte der 70er Jahre der schleichende Abstieg. Viele Brauereien mussten schließen. 2000 wurden die 34 verschiedenen Dortmunder Biere von nur noch zwei Brauereien hergestellt. 2005 dann
die Schließung der Dortmunder Traditionsbrauerei Brinkhoff. Seitdem braut die Dortmunder Actien-Brauerei (DAB), als Tochterunternehmen der Radebergergruppe, fast alle Dortmunder Marken wie
Ritter, Union, Hansa, dab, Kronen, Stifts, Thier und Brinkoff's. Nur das kleine Brauhaus Hövels in der Innenstadt und das neue aufgelegte „Bergmann Bier“ ("Harte Arbeit, ehrlicher Lohn")
trotzen dem Zugriff der Oetkerschen Radeberger Gruppe.
Doch als sei das alles noch nicht schlimm genug, geriet ab 1975 mit der Stahlkrise auch der dritte Pfeiler des Dortmunder Dreiklangs ins Wanken. 1871 hatte der Dürener Unternehmer Leopold Hoesch
das Eisen- und Stahlwerk Hoesch gegründet, aus dem in späteren Jahren die „Westfalenhütte“ entstand.
Mit der „Hermannshütte“ und der „Dortmunder Union“ waren zwar zur selben Zeit zwei weitere Konkurrenten im Dortmunder Stahlgeschäft, doch das Unternehmen Hoesch florierte und überstand auch die Wirren zweier Weltkriege. 1951 erfolgte der Zusammenschluss mit der Union zur „Dortmund Hörder-Hüttenunion“. Die beschäftigte in den 50er Jahren rund 40.000 Mitarbeiter. Mit der 1966 gegründeten Hoesch AG waren die Dortmunder Stahlstandorte Westfalenhütte, Union und Hörde zu einem "Stahldreieck" zusammengefügt.
Doch die Entwicklung auf dem Stahlmarkt forcierte die Suche nach immer neuen Partnerschaften: Nach einer nur kurzen Phase des Zusammenschlusses mit dem niederländischen Küstenstahlstandort
Hoogovens in Ijmuiden von 1972 bis 1982 folgte 1993 die Fusion mit Krupp in Essen und letztlich 1998 die Fusion von Krupp-Hoesch mit Thyssen zu Thyssen-Krupp-Stahl. Das Aus für den Dortmunder
Stahlstandort aber zeichnete sich immer stärker ab: Am 28. April 2001 wurde schließlich in der Hörder Hermannshütte, dem noch in den 1960er Jahren modernsten Stahlwerk des Kontinents, die letzte
Charge Stahl erblasen. Im Rahmen eines Abkommens zwischen der chinesischen Wuhan Iron and Steel-Group und der Thyssen-Krupp Stahl AG demontierten zeitweilig bis zu 800 chinesische Fachkräfte von
März 2002 an über zwei Jahre das Stahlwerk sowie den Hochofen. Es entstand die damals größte industrielle Brachfläche der Welt.
Doch der Strukturwandel machte auch erfinderisch: Dort, wo vor wenigen Jahrzehnten noch malocht und geschwitzt wurde, fahren heute Boote, flanieren Menschen entlang der Promenade, säumen moderne
Villen das Ufer des Phoenixsees. Auf dem 97 Hektar großen Gelände der ehemaligen Hermannshütte entstand ein Binnensee mit einer Wasserfläche von 24 Hektar; größer als die Hamburger
Binnenalster.
Die alten Gebäude und Werkseinrichtungen wurden 2002/03 abgerissen. Fundamente und unterirdische Bauwerke wurden größtenteils abgetragen und kontaminierter Boden entsorgt und ausgetauscht.
Insgesamt 2,8 Mio. cbm Erde mussten für den Seeaushub bewegt werden. Am 01.10.2010 fiel der Startschuss für die Flutung. Sie erfolgt über Grundwasser aus bereits vorhandenen Brunnen sowie
über Regen- und Frischwasser. Ein Jahr hat es in etwa gedauert, bis die Füllung mit 600.000 cbm Wasser bei einer Wassertiefe von bis zu drei Metern erreicht war. Das künstlich angelegte Gewässer
mit seinen umliegenden Wohn- und Gewerbeflächen gilt als eines der größten Städtebauprojekte Deutschlands. Am Seeufer: Hochpreisige Immobilien, eine Luxus-Seniorenresidenz und feine Restaurants.
Mehr als 200 Firmen haben sich in den zurückliegenden Jahren hier angesiedelt, darunter Unternehmen aus der IT- und Technologiebranche. Ein bisschen „Schickimicki“ am Rand des traditionellen
Arbeiterstadtteils Hörde – in Dortmund nicht ganz unumstritten.
Textbeitrag: Ulrich Brüne
Wuppertal, den 16.08.2023
Am 20. Juni 2023 fand von 16 bis 21 Uhr erstmalig das Campus-Sommerfest auf dem Grifflenberg statt. Dessen Motto „Von Studierenden für Studierende“ hatte uns als Interessenvertretung für die älteren Studierenden angesprochen. Wir wollten das Fest nutzen, um mit den jungen Studierenden auch jenseits von Vorlesungen und Seminaren auf ein spielerisch-fröhliche Weise in Kontakt zu kommen und sie zugleich über das Studium für Ältere zu informieren, vielleicht auch neue Interessenten – Eltern oder Großeltern der jungen Studierenden – zu werben.
Der vfsa-Stand machte mit einem neuen Roll-up, einem Banner („Studieren ist keine Frage des Alters“), Sprüchen und verschiedenen Spielen auf die Gruppe der Seniorstudierenden aufmerksam. Anfangs
sprachen wir die vorbeiflanierenden Studierenden persönlich an, später war das gar nicht mehr nötig: viele kleinere und größere Gruppen kamen auf uns zu mit dem Wunsch, die Spiele auszuprobieren.
Rückblickend ist es schwer zu sagen, ob die Quizspiele mit Fragen zu Allgemeinwissen und literarischen Zitaten beliebter waren oder das Wurfspiel „Cornhole“. Unser Spielkonzept „Jung gegen Alt“
führte zu unzähligen spannenden Duellen. Es gab viel zu lachen, interessante Gespräche übers Studieren und viele freundliche und witzige Kommentare.
Das Uni-Marketing-Team, das das Fest geplant und sehr gut organisiert hatte, gab uns für unsere liebevoll vorbereiteten Spiele und unseren Stand ein sehr positives Feedback. Unser Campusfest-Team
war am Abend zwar erschöpft und fast stimmlos, gleichzeitig aber auch hoch zufrieden mit der Resonanz, die wir bekommen hatten.
Angela Mahnkopf für die vfsa-Vorstands-Vorbereitungsgruppe
Am 21.Juli 2023 besuchte eine Gruppe Senior-Studierende der Universität Barcelona die Bergische Universität, um sich über Geschichte, Zielsetzung und Studieninhalte des hiesigen Studiums für Ältere zu informieren.
Unterstützt durch ein zweisprachiges Dolmetscherehepaar stellten Franziska Reimann und Andre Kukuk das Seniorenstudium vor, Angela Mahnkopf und Sabine Staubach ergänzten mit praktischen
Erfahrungen aus dem Studienalltag an der BUW. Beim anschließenden Rundgang durch die Universität gab es einen lebendigen Austausch auf Englisch, Französisch und Spanisch – die vorher befürchteten
Sprachbarrieren spielten bei der gegenseitigen Sympathie kaum noch eine Rolle.
Diesen ersten internationalen Austausch hatte der Bundesverband spanischer sozialer und kultureller Vereine e.V. zusammen mit der Aula Sénior 55+ der Fakultät für Philosophie der Universität von
Barcelona (UB) organisiert. Bei der Konzeption des Studiums für Ältere an unseren beiden Universitäten entdeckten wir einige Ähnlichkeiten. Auch an der Universität von Barcelona waren schon ab
Mitte der 1980er Jahre zahlreiche Seniorstudierende eingeschrieben; ab 2005 wurde ein spezielles Universitätsprogramm für Senioren entwickelt (Aula Sénior 55 +) mit dem Ziel, älteren Menschen
Zugang zu Bildung, insbesondere in den Sozial- und Geisteswissenschaften und zum Erwerb digitaler Kompetenzen zu ermöglichen und gemeinsam kulturelle Aktivitäten durchzuführen. Auch
Forschungsprojekte, die sich auf die Gruppe der Älteren in der Gesellschaft beziehen, sollten unterstützt werden.
Weitere Gemeinsamkeit stellten wir auch bei der Begeisterung für das Seniorenstudium, der erlebten Bereicherung durch die Bildungsangebote und das positive Gruppenerleben fest. Manche aus der
Besuchergruppe studierten schon seit zehn, andere erst seit zwei Jahren, bei allen war dabei eine hohe Motivation spürbar und die Freude daran, sich in neue Projekte gemeinsam inhaltlich
einzuarbeiten (z. B. Romanlektüre mit Exkursion zu den Handlungsorten oder ein Projekt über die Geschichte Barcelonas). Zur Vorbereitung auf den Besuch in Deutschland fand außerdem ein
mehrwöchiges Seminar statt, in dem sich die Studierenden mit der Rolle älterer Menschen in der spanischen Gesellschaft, z. B auch mit dem Thema Bildung für Ältere auseinandergesetzt haben. Den
Abschlussbericht dazu überreichten uns die spanischen Seniorstudierenden als ein Beispiel für die Themen, mit denen sie sich beschäftigen.
Beim Abschied betonten alle die Hoffnung, dass sich nach diesem ersten Treffen eine weitere Kooperation zwischen den beiden Universitäten etablieren sollte, vielleicht sogar mit einem
Gegenbesuch in Barcelona.
ein vfsa-Team war in diesem Jahr erstmals beim Wuppertaler Stadtradeln vertreten, das am 16. Juni 2023 zu Ende ging.
Das achtköpfige Team ist in drei Wochen zusammen 1614 Kilometer geradelt und hat damit laut Angabe der Veranstalter 261,4 kg CO2 aktiv vermieden. Als Team haben wir den 85. Platz unter 191 Teams
ergattert – für uns ältere Radlerinnen und Radler ein schönes Ergebnis!
Als Seniorstudierende haben wir in der Kommune ein Zeichen dafür gesetzt, dass Radfahren eine gute Alternative zum Autofahren ist und haben unserem Wunsch Ausdruck verliehen, dass sich die Stadt
für mehr und bessere Radwege und eine Anbindung der Universität an das Radwegenetz einsetzt.
Herzliche Grüße im Namen des Vorstands
Angela Mahnkopf
Bericht über einen gelungenen gemeinsamen Nachmittag unserer Mitglieder – einer Führung bei der Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ mit anschließendem Essen im Café Negev.
Zum 30jährigen Bestehen des vfsa luden wir zur Exkursion in Barmen ein mit einem anschließenden Essen im Tal. Der Einladung folgten vierzehn Mitglieder. Objekt unserer im
Sonnenschein geführten Exkursion war das Gebäude der ehemaligen Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ in der Münzstraße in Barmen. Neuerdings erlaubt die Baustelle für die neue „Heubruch“-Siedlung den
Blick von der Nordbahntrasse auf die schöne Fassade des Vorwärts-Gebäudes. Gut zu sehen ist auch die darunter liegende Toreinfahrt für Eisenbahnwaggons, die früher Mehl und Zutaten in die
Groß-Bäckerei lieferten.
„Früher“, das waren die Jahre vor, während und nach dem 1. Weltkrieg bis 1936, als die Nationalsozialisten der Konsum-Genossenschaft ein Ende setzten. Die 1899 gegründete Barmer
Konsumgenossenschaft „Vorwärts“ war Teil einer sozialistischen Bewegung. Mit ihrer wirtschaftspolitischen Zielsetzung leistete sie einen bedeutenden Beitrag zur Bewältigung der sozialen Probleme
der Industriearbeiter – aber nicht nur für diese. Auch Landwirte organisierten sich in Raiffeisen-Genossenschaften, Handwerker und Einzelhändler in Kreditgenossenschaften und
Einkaufsgenossenschaften, Wohnungssuchende in Wohnungsbaugenossenschaften.
In Konsumgenossenschaften schlossen sich Arbeiter in ihrer Eigenschaft als Verbraucher zusammen. Die Barmer in der „Vorwärts“ – und die Elberfelder in der
„Befreiung“-Genossenschaft. Beide zählten in ihrer Blütezeit mit fast 50.000 Mitgliederfamilien, 800 Mitarbeitern und 130 Verteilungsstellen zu den größten Genossenschaften in Deutschland.
Zeitweise wurden in Barmen bis zu 50.000 Brote täglich produziert.
Das Hauptgebäude der Konsumgenossenschaft in Elberfeld von 1931 ist wegen seinen Ausmaßen und dem Turm über Clausen weithin sichtbar und deshalb bekannter als das Barmer
„Vorwärts“-Gebäude. Oberhalb des „Vorwärts“-Areals, in der Elsternstraße, sind die farbigen Fassaden der Genossenschafts-Wohnhäuser von 1910 ein überraschender Blickfang.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sehr beeindruckt von dieser bedeutenden Geschichte. Einige konnten sich noch an „Konsum“-Geschäfte aus der Nachkriegszeit erinnern. Die
Genossenschaftsbewegung gibt es bis heute: Genossenschaften stehen für faire Finanzberatung, nachhaltige Landwirtschaft, umweltfreundliche Energieversorgung und bezahlbaren Wohnraum. In
Deutschland gibt es mehr als 8.000 Genossenschaften und genossenschaftliche Unternehmen.
Im Café Negev, das der Synagoge in der Gemarker Straße in Barmen angeschlossen ist, fand anschließend der zweite Teil unserer gemeinsamen Exkursion statt. Es war alles (auf
unsere Bestellung hin) vom Koch vorbereitet: ausgezeichnete Vorspeise-Happen und Hauptspeise je nach Wahl – alles koscher, schließlich ist das Negev ein jüdisches Bistro. Die Stimmung war heiter,
die Bedienung sehr freundlich und aufmerksam, der Koch gut gelaunt. Kurz und gut: ein angenehmer Ausklang unseres Jubiläums-Ausfluges.
Textbeitrag von Helmut Magel (stellvertretender Vorsitzender)
Unsere beiden Mitglieder Gisela Baumann-Wagner und Dagmar Renneke hatten sich intensiv mit aktuellen Forschungsergebnissen zu diesem Thema beschäftigt und uns zwei hochinteressante, mit vielen aktuellen Zahlen, Fakten und Beispielen angereicherte Vorträge gehalten.
Teilgenommen haben 18 interessierte Zuhörer*innen, die sich im Anschluss auch recht diskussionsfreudig zeigten.
Der digitale Wandel hat inzwischen fast alle Lebensbereiche erreicht. Dabei hat es die ältere Generation nicht immer leicht, mit all diesen Veränderungen Schritt zu halten. Man braucht die
erforderliche technische Ausstattung, aber neben den technischen auch Kompetenzen wie den Umgang mit Informationssuche und Kommunikation sowie die Einschätzung und Bewertung des Nutzens der
digitalen Technik. Um am Ball zu bleiben, ist nicht nur eine hohe Lernbereitschaft erforderlich, sondern auch ein recht guter Bildungsstand, um die Qualität der im Internet präsentierten
Verlautbarungen beurteilen zu können. Vergleicht man die Internet-Nutzung der Gruppe der 24 - 64jährigen mit der der 65 - 74jährigen, wird deutlich, dass bei beiden Gruppen über die Jahre ein
stetiger Anstieg zu verzeichnen ist. Die Jüngeren haben aktuell einen Nutzungsgrad von 90-100%, die Älteren von 60 - 70%. Dieser Unterschied ist so deutlich, dass man von einer „digitalen
Spaltung“ sprechen kann. Vor allem ältere Menschen mit einer niedrigen formalen Bildung, die in ihrem Leben wenig mit Technik in Berührung gekommen sind, haben nur eingeschränkten Zugang zum
digitalen Fortschritt. Auch wenn in der Altersgruppe 65+ ca. 74% als Onliner bezeichnet werden können, nimmt mit zunehmendem Alter der Nutzungsgrad deutlich ab – dann ist diese Personengruppe
besonders auf Helfer angewiesen. Auch im Studium für Ältere wird während der Pandemie deutlich, dass wir einige Mitstudierende „digital verloren“ haben.
Die psychosozialen Aspekte des digitalen Wandels wurden an den beiden Variablen „Soziale Isolation“ und „Einsamkeit“ verdeutlicht. „Soziale Isolation“ bezeichnet einen Mangel im Kontakt mit
anderen Menschen, „Einsamkeit“ ist eine subjektive Erfahrung, die besagt, dass die sozialen Beziehungen, die man pflegt, nicht den eigenen Bedürfnissen nach Zugehörigkeit entsprechen.
Beispielhaft einige Untersuchungsergebnisse: Das Risiko sozialer Isolation steigt mit dem Älterwerden und es unterscheidet sich im Verlauf zwischen Frauen und Männern. Bei Männern steigt es
gleichmäßig zwischen 40 und 90 Jahren von 5% auf 20% an, Frauen haben zwischen 40 und 70 ein geringeres Isolationsrisiko als Männer, ab 70 sind sie ähnlich häufig isoliert wie Männer. Eine
aktuelle Untersuchung der BAGSO zeigt, dass das Einsamkeitsrisiko von 2017 bis 2020 für Männer und Frauen deutlich gestiegen ist, ein starker Anstieg erfolgte im Jahre 2020 mit Beginn der
Pandemie. Das Einsamkeitsrisiko beträgt bei Frauen mit 90 Jahren 14% und bei Männern 9%. Die negativen Auswirkungen sozialer Isolation, deren Risiko mit dem Älterwerden ansteigt, werden
durch Kontaktbeschränkungen und das Unterbleiben von Berührungen im Rahmen der Pandemie verstärkt. Auch die fortschreitende Digitalisierung reduziert unmittelbare menschliche Kontakte, sie kann
aber auch die Kommunikationsräume und –möglichkeiten erweitern. Für den Einzelnen und die Gesellschaft bleiben die Themen soziale Integration und Angebote gegen drohende Vereinzelung und
Einsamkeit eine stetige Herausforderung.
Die an die Vorträge anschließende Diskussion griff einige der dargestellten Themen auf. Angemerkt wurde, dass auch die Älteren in wenigen Jahren einen höheren Prozentsatz an Digitalisierung
erreichen werden und die Zahl der Offliner in den nächsten Jahren abnehmen wird. Überlegt wurde, wie Ältere im Umgang mit der Digitalisierung nicht nur Bedienkompetenz, sondern auch inhaltliche
und reflexive Kompetenz erwerben könnten. Der Wert „alter“ Dinge wurde diskutiert – Leben ohne Smartphone statt mit, mit Tageszeitung statt Infos über Internet. Die Themen Fake News,
Grundsicherung für Ältere sowie die Möglichkeit, bedürftigen Senioren die benötigten Geräte zur Verfügung zu stellen – ähnlich wie es zur Zeit bei Schülern durchgeführt wird – sowie
Geschlechterunterschiede beim Einsamkeitsrisiko wurden angesprochen.
Angela Mahnkopf | Juni 2021
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Wer Interesse an den vorgestellten Themen hat, kann sich hier weiterführend zum Unterthema „Digitalisierung“ informieren:
https://www.bagso.de/
Wer sich für Förderprojekte im Rahmen von Seniorenarbeit interessiert, kann hier fündig werden:
https://forum-seniorenarbeit.de/2021/05/neues-foerderprogramm-100-digitale-erfahrungsorte/
Students For Future für Seniorstudierende im Dienstagstreff.
Am 18.5.2021 hielten die Masterstudierenden Kristin Krebs und Georg Winterseel im Rahmen des Dienstagstreffs einen Gastvortrag über die Umweltbewegung Students For Future. Hintergründe und Ziele
der Bewegung wurden erläutert. Die Thematik für den vfsa erschien uns so interessant, dass wir uns entschlossen haben in Form eines Interviews mit den Masterstudierenden, die Inhalte hiermit
wiederzugeben.
vfsa:
Frau Krebs, Herr Winterseel welche Studienfächer belegen Sie und wie war Ihre Motivation der Bewegung beizutreten?
Kristin Krebs (KK):
Ich studiere den wirtschaftswissenschaftlichen Master Sustainability Management und im Rahmen von SFF möchte ich gerne die Nachhaltigkeitsthematik auf Hochschulebene weiter voranbringen, da ich
dort noch großes Potential sehe.
Georg Winterseel (GW):
Und ich studiere Erziehungswissenschaft im Master. Ich habe in der Bewegung eine Möglichkeit gesehen, gemeinsam mit anderen gegen die strukturellen Probleme anzugehen, gegen die man sich alleine
oft ohnmächtig fühlt.
vfsa:
Könnten Sie die Bewegung kurz skizzieren (Entstehung, Ziele) und uns die wichtigsten Links im Internet nennen, die einen Einblick in Ihre Arbeit geben?
KK:
Wir sind eine Lokalgruppe der Students For Future, also der Arbeitsgemeinschaft für Studierende von Fridays For Future. Unsere Gruppe entstand im Wintersemester 2019 und setzt sich seitdem für
Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit an der Bergischen Universität und in ganz Wuppertal ein.
GW:
Auf der Seite der überregionalen Gruppe sind viele Veranstaltungen der Public Climate School zu finden, in Rahmen dessen wir zum Dienstagstreff eingeladen wurden: https://studentsforfuture.info/
Alle weiteren Links finden sich auf der Homepage unserer Ortsgruppe: https://studentsforfuture.info/ortsgruppe/wuppertal/ hier finden Sie auch verschiedenen Möglichkeiten mit uns in Kontakt zu
treten.
vfsa:
Könnten Sie exemplarisch einige Ihrer wichtigsten Projekte vorstellen (beispielsweise Austausch mit den Wuppertaler Stadtwerken) und deren Erfolge?
KK:
Wir sind sowohl innerhalb der Universität, als auch darüber hinaus aktiv. Zuletzt haben wir im Rahmen der bundesweiten Public Climate School, kurz PCS, verschiedene Veranstaltungen organisiert.
Die PCS soll Klima und Nachhaltigkeit mehr Aufmerksamkeit an Universitäten, Schulen und in der Gesellschaft geben. Dafür braucht es verstärkt Bildung für nachhaltige Entwicklung und einen Zugang
dazu.
In Wuppertal konnten wir in Kooperation mit Dozierenden und externen Expert*innen ein buntes Programm an Veranstaltungen von der Energiewende bis zu nachhaltigen Wohlstands- und Konsumsystemen
anbieten. So konnten wir viele Studierende und weitere Interessierte erreichen. Die größte Veranstaltung war eine Podiumsdiskussion zu nachhaltiger Energieversorgung an der BUW, an der auch der
Kanzler der Universität teilnahm.
GW:
Die PCS ist zudem ein Versuch den Hochschulen eine zentrale Rolle in der Bewältigung der Krise einzuräumen. Da die Bedrohung durch die Klimaerhitzung auf gesamtgesellschaftliche strukturelle
Probleme verweist, stellt sie eine Herausforderung für alle wissenschaftlichen Disziplinen dar.
Hochschulen sollen durch die PCS auch als politische Räume wiederentdeckt und zugleich für die gesamte Gesellschaft geöffnet werden. Doch wir beschränken uns nicht auf die Hochschule, sondern
stehen auch im regelmäßigen Austausch mit verschiedenen Akteur*innen aus Wuppertal. Zum Beispiel treffen wir uns mit Vertreter*innen der Wuppertaler Stadtwerke, um uns über verschiedene Themen
rund um Klimaschutz in Wuppertal auszutauschen.
vfsa:
Stichwort „Grüne Uni“. Inwieweit beteiligt oder orientiert sich die Uni an Ihren Vorschlägen zum Nachhaltigkeitsgedanken?
KK:
Wir sehen an der BUW noch viele Möglichkeiten zu klimafreundlicherem Handeln. Unter anderem fordern wir verbindliche Ziele und Pläne auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2030, die Schaffung eines
Nachhaltigkeitsbüros und eine Umstellung auf Ökostrom, sowie verstärkte stromsparende Maßnahmen. Im hochschulpolitischen Kontext arbeiten wir dazu eng mit dem Nachhaltigkeitsreferat des AStA und
der Green Office Initiative zusammen.
GW:
Darüber hinaus wünschen wir uns, dass gerade die Universität als Zentrum der Wissenschaft Nachhaltigkeit zu einer zentralen Säule des eigenen Selbstverständnisses macht, dies auch im
Tagesgeschäft sichtbar werden lässt und das Thema auch in alle anderen Bereiche der Gesellschaft trägt. Diesem Wunsch wird momentan mit Verweis auf Sachzwänge und Zuständigkeitsgrenzen noch nicht
entsprochen.
vfsa:
Ist es noch ausreichend Nachhaltigkeit im eigenen privaten Raum zu realisieren um den Klimawandel zu stoppen?
GW:
Den Sinn darin sich individuell mit einem nachhaltigen Lebensstil auseinander zu setzen sehen wir in erster Linie darin, für den Umfang der notwendigen Veränderungen zu sensibilisieren.
Individuelles Engagement allein kann aber nicht zur Lösung der Probleme führen, da – durch fehlendes Geld, Zeit, Wissen – kaum jemand in der Lage ist ein umfassend nachhaltiges Leben zu führen.
Stattdessen führt die Individualisierung häufig zur Polarisierung in gute und unverantwortliche Menschen.
KK: Es gilt jedoch viele Aspekte der Gesellschaft mit sehr langer Tradition zu überwinden, die vor dem Hintergrund von immer sichtbarer werdenden planetaren Belastungsgrenzen nicht mehr länger
tragbar sind. Dies ist eine Aufgabe, die nur gemeinsam möglich ist und wiederum eine Sensibilisierung voraussetzt. Das private Umschwenken auf einen nachhaltigen Kurs allein, kann die Klimakrise
also nicht eindämmen – ohne dies scheint eine Lösung jedoch nicht möglich.
vfsa:
Zum guten Schluß: Sind auch „Seniorstudents“ in Ihrer Organisation willkommen?
GW:
Wir hoffen, es ist deutlich geworden, dass die Krise uns alle vor Herausforderungen stellt, die nur gemeinsam gelöst werden können. Dazu sind Austausch und Aushandlungsprozesse in der gesamten
Gesellschaft notwendig. Was in diesem Sinne für die gesamte Fridays For Future Bewegung gilt, gilt besonders an der Uni, die ohnehin demokratisch und partizipativ aufgebaut ist. Kurzum: Ja, wir
würden uns freuen!
Wir bedanken uns für dieses Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.
Ute Kosanetzky | Bernhard Czeska
Am 27.Mai 2021 hielt unser Vorstandsmitglied Dr. Manfred Haug einen Kurzvortrag über das Thema: „Der vfsa und seine Aufgaben – eine Längsschnitterhebung“. Ausgangspunkt seiner Analyse war die vergleichende Auswertung der Vereinsprotokolle von zwei Zeiträumen: den Jahren 2000 - 2004 und den Jahren 2014 - 2019. Anlass der Untersuchung war das Vorhaben, eine Gedenkschrift zu Ehren von Frau Karow herauszugeben, die langjährig und tatkräftig als Vorsitzende des vfsa gewirkt hatte.
In den Jahren 2000 - 2004 wurden vom vfsa viele Vorträge mit Gastdozent*innen organisiert, auch Stammtische und Empfänge für die Erstis fanden statt. In den Jahren 2014 - 2019 wurden hauptsächlich soziale und kulturelle Aktivitäten organisiert, gemeinsame Ausflüge, Museumsführungen und Besichtigungen, aber nur wenige Vorträge.
Durch die Einrichtung der vfsa- Homepage haben jetzt alle Mitglieder Zugriff auf aktuelle und auch zurückliegende Informationen. Früher wurden die Beiträge für die Bezahlung der Vortragenden verwendet, heute werden die kulturellen Aktivitäten damit bezuschusst.
Nach dem Vortrag schloss sich zwischen den 22 Teilnehmenden eine lebhafte Diskussion an. Die „älteren“ Mitglieder und Frau Schrettenbrunner erinnerten sich an frühere Jahre: damals habe Frau
Karow bis zum Jahr 2010 regelmäßig „News aus dem Seniorenstudium“ verfasst und sie in die Briefkästen der Uni verteilt. Sie habe im Büro von Frau Sagebiel (der Vorgängerin von Frau
Schrettenbrunner) auch regelmäßig eine wöchentliche Beratungsstunde für interessierte Studierende angeboten. Für die in der Untersuchung nicht berücksichtigte Zeitspanne (2005 - 2013) wurden
einige persönliche Erinnerungen nachgeliefert, z. B. auch dass man an mehreren überregionalen Treffen mit Seniorstudierenden aus anderen Universitätsstädten teilgenommen hat. Auf die Frage eines
Mitglieds, warum nicht die Vereinssatzung als Referenz für den Überblick der Aktivitäten gewählt worden sei, antwortete der Referent, dass dies einen methodischen Grund gehabt habe: er habe als
Datenbasis die Vereinsprotokolle gewählt, darin seien Aktivitäten wie die Vertretung der Interessen älterer Studierender gegenüber den Gremien der Universität nicht protokolliert worden.
Als eine aktuelle Aktivität des Vorstands zu diesem Thema wurde die Mitarbeit bei der Überarbeitung der Studienordnung angeführt. Hier besteht u.a. noch Klärungsbedarf bei der Frage, wie
Studierende mit dem Schwerpunktfach Psychologie bei bestehendem NC ihre Leistungspunkte erwerben können, da sie ja keine Scheine machen können. Bernd Tietz berichtete, dass der vfsa die
Interessen älterer Studierender nicht nur der eigenen Universität gegenüber, sondern auch auf bundesweiter Ebene vertritt. Durch Mitarbeit bei DENISS e.V. werden die Ziele „Recht auf Bildung“ für
Ältere und die bundesweite Förderung des Seniorenstudiums verfolgt. Nur an fünf von sechzig Universitäten kann man das Studium für Ältere mit einem Zertifikat abschließen. Aktuell wird an alle
Bundesparteien ein Brief versandt mit der Bitte, ihr Programm für das Recht der Älteren auf Bildung darzulegen.
Auch wenn viele Mitglieder gemeinsame kulturelle Aktivitäten gutheißen, finden mehrere den Begriff „Eventverein“ problematisch, da er eben nur auf einen Teil der Vereinsaktivitäten zutrifft.
Angemerkt wurde auch, dass das Thema „Vielfalt der Abschlussarbeiten“ im Impulsvortrag nicht berücksichtigt worden sei. Manfred Haug erklärte dazu, dass zu diesem Thema ein separates Kapitel in
der Gedenkschrift erscheinen wird. Als weiterer Wunsch wurde die tatkräftige Unterstützung für Studienanfänger*innen auch durch Vereinsmitglieder geäußert. Konkretes Beispiel war die
Schwierigkeit eines Mitglieds, aktuell unter Coronabedingungen an der Bibliothek Bücher auszuleihen. Das wurde zunächst mit dem Hinweis, dass externe Nutzer*innen derzeit nicht leihen dürften,
abgelehnt, erst nach Intervention von Frau Gembler war die Leihe möglich. Hier wäre grundsätzlich die Einführung eines Hochschulbenutzerausweises anzustreben, was anscheinend nur auf
NRW-Landesebene entschieden werden kann.
Dank des Vortrags von Manfred Haug hat sich ein angeregter und erfrischender, teils auch kontroverser Austausch über unser Selbstverständnis und unsere Ziele ergeben.
Angela Mahnkopf | Mai 2021
Unter dieser Überschrift hatte der vfsa am 17. Februar nachmittags zu einem Vortrag auf Zoom eingeladen. Im aktuell zweiten Lock-Down schien das Thema einen Nerv zu treffen, denn einundzwanzig interessierte Mitglieder fanden sich „@home“ vor ihren Bildschirmen ein. Unsere stellvertretende Vorsitzende, Dr. Angela Mahnkopf erläuterte im ersten Teil ihres Vortrags die Ergebnisse von ausgewählten neueren empirischen Untersuchungen zu den Auswirkungen der teils einschneidend veränderten Lebensbedingungen auf die psychische Verfassung der Menschen. Die Zahl der Krankmeldungen wegen psychischer Erkrankungen stieg im ersten Lockdown im ersten Halbjahr 2020 um 80% gegenüber dem Vorjahreszeitraum (bei erwachsenen berufstätigen Mitgliedern, Bericht der KKH). Bei den jungen Erwachsenen unter 30 Jahren stieg die aktuelle situative Belastung bundesweit von 56% im März 2020 auf 69% Ende Januar 2021. Bei der Gruppe der Älteren (65-74 Jahre) zeigten sich signifikant weniger Personen belastet als in der Gruppe der Jüngeren. Der Vergleich ihrer Untersuchungsergebnisse von März 2020 mit denen von Ende Januar 2021 zeigte keine Zunahme der situativen Belastung. Ganz aktuell stellt sich die Situation der Kinder und Jugendlichen in einer Befragung im Februar 21 als sehr belastet dar. Zwei Drittel der Befragten beschrieben verminderte Lebensqualität und geringeres psychisches Wohlbefinden, fast jedes 3. Kind litt unter psychischen Auffälligkeiten. Ausführlicher erläuterte Frau Dr. Mahnkopf eine Untersuchung zur psychischen Gesundheit alter Menschen im Alter von 65 bis 91 Jahren, die im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 durchgeführt wurde. Damit ist sie zwar nicht ganz so aktuell, wie die vorher aufgeführten Untersuchungen, dennoch interessant, da sie ein positives Gesamtbild zeichnet. Die Messwerte zur psychosozialen Gesundheit der Gruppe der alten Menschen blieben, verglichen mit einer Stichprobe aus dem Zeitraum vor der Pandemie, erstaunlich stabil. Ältere Menschen verfügen danach über bessere Bewältigungsreserven, um schwierige Situationen durchzustehen. Und sie nutzen Strategien, die ihnen in ihrem bisherigen Leben geholfen haben, ihr Wohlbefinden aufrecht zu erhalten.
Nach dem Überblick über die Lage der verschiedenen Altersgruppen widmete Frau Dr. Mahnkopf den zweiten Teil ihres Vortrags den Herausforderungen unserer aktuellen Lebenssituation und
hilfreichen, lebenspraktischen Strategien gegen das Gefühl oder gar den psychischen Zustand des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit. Sie zeigte auf einem Schaubild, wie sich die
Pandemie-Situation auf die Ebenen der Gedanken, der Gefühle, des Verhaltens und den Körper eines Menschen auswirken. Den Herausforderungen, die zur Belastung führen können, stellte sie
alltagsnahe Tipps und Empfehlungen für das individuelle Handeln gegenüber und ermunterte ihr Auditorium zu gezielter Aktivität. Eine Prämisse liege in den eigenen Gedanken, denn es wird nicht so
bleiben. Des Weiteren wirke eine regelmäßige Tagesstruktur präventiv, gestaltet mit einem Wechsel von Pflichten und angenehmen Aktivitäten, die den eigenen Stärken und Vorlieben entsprechen.
Trotz physischer Distanz wäre es wichtig, täglich soziale Kontakte zu haben, sei es der Plausch am Gartenzaun oder mit Freunden, Bekannten und Familienangehörigen mittels der verschiedenen
Kommunikationsmedien. Auch die täglichen intensiven 30minütigen Bewegungseinheiten gehörten dazu. Mit diesen Empfehlungen und Anregungen schloß Frau Dr. Mahnkopf ihre Ausführungen.
Im Anschluss entstand eine rege Diskussion, die Raum für persönliche Erfahrungen, Beobachtungen und Einschätzungen bot. Die aus den vorgestellten Untersuchungen hervorgegangenen
überraschend positiven Werte für die ältere Generation wurden mit kritischen Anmerkungen im Hinblick auf von Armut betroffene ältere Menschen ergänzt. Die Ergebnisse für die Kinder und
jungen Erwachsene fanden breite nachdenkliche und kritische Aufmerksamkeit und wurden punktuell durch Erfahrungen und Beobachtungen aus dem einen oder anderen persönlichen Umfeld illustriert.
Insgesamt erreichten den vfsa auch im Nachhinein positive Rückmeldungen. Herzlichen Dank an Frau Dr. Mahnkopf für die gelungene Veranstaltung!
Autor: Dagmar Renneke | 28.02.2021
Als im Frühjahr 2020 unser Soziologie Seminar bei Prof. Grymer und Dr. Behrens dem Ende zuging, ermunterten sie uns Themenvorschläge für das Sommer-Semester abzugeben. Gerne erfüllten wir diesen Wunsch, denn zu diesem Zeitpunkt gingen wir selbstverständlich von einem Präsenzseminar aus. Die Teilnehmer*innen, alle Seniorstudierende, waren gespannt auf das neue Programm. Bisher hatten wir schon einige interessante Themen und Problemfelder der Soziologie in den Seminaren der beiden Dozenten kennengelernt und bearbeitet: wir diskutierten über die Globalisierung, über soziale und strukturelle Ungleichheit, Multikulturalismus, Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, analysierten u.a. das Buch von Cornelia Koppetsch „Gesellschaft des Zorns“ und beschäftigten uns mit Texten von Norbert Elias und Joseph Stiglitz. Kurzum die Auswahl der Materialien bildete ein stabiles Fundament für unsere Seminare. Der Seminarplan sah vor, gleich zu Beginn die Referate zu verteilen, (die Übernahme geschah auf freiwilliger Basis, in der Regel mussten 30-40 Seiten bearbeitet werden).
Nach jedem Referat (ca. 30 Minuten, je nach Thema auch länger), erfolgte eine lebhafte, oft kontroverse Diskussion. Immer fachkundig begleitet von Professor Grymer und Dr. Behrens. Mir schien es wichtig zu sein über die eigene Sichtweise zu reflektieren, um sie ggf. infrage stellen zu können. Voller Neugierde freute ich mich auf jede Unterrichtsstunde. Und war überzeugt, den anderen Seniorstudenten ging es ebenso. Alle schienen hochmotiviert zu sein. Nach dem Unterricht gab es ein festes „Ritual“: ein Besuch in der „Kneipe“. In gemütlicher Atmosphäre blieb genügend Zeit für ein leckeres Mittagessen, einen Cappuccino und nicht zuletzt für einen geselligen Plausch. Jedes Mal bildete das Zusammensein mit der Gruppe einen schönen Abschluss.
Das Thema des Sommersemesters hieß: „Das Ende der Illusionen. Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne“. Das Buch von Andreas Reckwitz bildete die Grundlage für das
Seminar. In den Medien vielfach positiv rezensiert, erregte es viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Es soll auch auf Angela Merkels Nachttisch gelegen haben. Doch Corona veränderte dann
alles, das Präsenzseminar konnte nicht stattfinden. Was tun? Wir entschieden uns, über „ZOOM“ ein Meeting zu organisieren. Einige Seniorstudierende beteiligten sich leider nicht,
vermutlich wegen technischer Schwierigkeiten. Gisela Baumann-Wagner, unsere Kommilitonin, richtete das Meeting für uns ein und erinnerte in der ersten Zeit zuverlässig an das jeweilige Treffen.
Wir gingen genauso vor, wie im Präsenzseminar: lasen die Texte, übernahmen ein Referat und diskutierten danach. Die anfänglichen technischen Probleme überwanden wir schnell und lernten, dass
unsere Kommunikation eine gewisse Disziplin verlangte. Als positiv empfanden wir es, dass Dr. Behrens die Leitung des Meetings übernahm. Auch Frau Schrettenbrunner war im Sommersemester einige
Male dabei.
Bis heute findet ein lebendiger Informationsaustausch in unserer Gruppe statt. So werden interessante Artikel, die aktuell unser Thema betreffen, gleich per Mail weitergeleitet.
Bedauerlicherweise hatte sich die Situation auch im Wintersemester 2020/21 nicht verbessert. Die Uni blieb weiterhin für uns verschlossen. Wir ließen uns nicht entmutigen, machten weiter wie
bisher. Das Thema hieß diesmal: „Epochenwende“ Wir bearbeiteten drei Bücher: Hans-Joachim Maaz: „Das gespaltene Land“, Joseph Stiglitz : „Preis der Ungleichheit“ und Meinhardt
Miegel: „Epochenwende, Gewinnt der Westen die Zukunft?“. Das Wintersemester-Semester ist nun bald beendet und unsere Meetings auch.
Fazit: Trotz aller Einschränkungen haben wir es geschafft, dass Programm des Seminars wie vorgesehen, konsequent durchzuführen. Darauf sind wir sehr stolz. Es war uns wichtig, den Kontakt
untereinander nicht zu verlieren. Wir haben in den Monaten der Pandemie sehr gut zusammengearbeitet und uns gegenseitig motiviert. Jetzt schauen wir voller Hoffnung auf das Sommersemester 2021
und auf die Möglichkeit eines Präsenzseminars.
Ulla Harms-Krupp
Das Studium für Ältere dient der selbstständigen Auseinandersetzung mit sozial und geisteswissenschaftlichen Fragen sowie der Reflexion eigener privater wie beruflicher Lebenserfahrungen. Für ihren Einsatz an Motivation, Interesse und Leistung haben die Alters- Studierenden Zugang zu Lehrangeboten aus folgenden Fächern:
Pädagogik / Politikwissenschaft / Soziologie / Psychologie / Geographie / Wirtschaftswissenschaft / Geschichte / Literaturwissenschaft / Philosophie / Katholische Theologie / Evangelische Theologie